Rhein-Neckar-Zeitung: Carsten Lindholm Trio bringt Rock und Pop in den Free Jazz

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Carsten Lindholm Trio bringt Rock und Pop in den Free Jazz

Frei von musikalischen Grenzen: Das beweist die Combo und das die Spielart auch melodiös sein kann.

03.11.2022  

Das Carsten Lindholm Trio zeigt, dass im Jazz die Möglichkeiten nie enden. Foto: Tim Harris

Von Peter Wiest

Mannheim. Es ist Jazz vom Feinsten, den die Musiker im ausverkauften Mannheimer Club “Ella & Louis” auf die Bühne zaubern. Und irgendwie ist es auch Free Jazz. Das jedoch alles andere als im klassischen Sinn. Es sind andere Klangwelten, in die der dänische Schlagzeuger und Bandleader Carsten Lindholm, der norwegische Pianist Jan Gunnar Hoff und der amerikanische Bassist Reggie Washington das Publikum entführen. Und ja, ihre Musik ist frei im besten Sinn des Wortes: Sie schwebt ungebunden über allen musikalischen Grenzen, ist völlig losgelöst von Genre-Klischees und spricht das Publikum total an.

Das kann sich ebenfalls frei entfalten. Es kann mitswingen bei den leichteren Passagen; es kann sich zurücklehnen bei träumerischen Ausflügen – dann wieder kann es bei ausgeklügelten, perfekt improvisierten Soli, die an den Rand des Free Jazz geraten, die Instrumental-Technik bewundern. 

Was könnte passender sein bei einem Enjoy-Jazz-Konzert? Die drei auf der Bühne “enjoyen” ihre Musik im Sinne des Festivals. Das wird hörbar, spürbar und auch sichtbar. Zufriedene Lächeln huschen über die Gesichter, wenn sie eine Melodie auf ihre ganz eigene Art ab- und umgewandelt haben und das Publikum begeistert applaudiert. Sie strahlen förmlich, wenn sie einen bekannte Song aus der Welt des Pop und Rock hinübergeholt haben, wenn sie damit eingetaucht sind in ein anderes Genre und Stücke wie “Roxanne” oder “King of Pain” von The Police oder “Uninvited” von Alanis Morissette in völlig neuem Gewand präsentieren.

Das hätte bestimmt auch Sting und Morissette begeistert. Kaum weniger gut allerdings kommen die Eigenkompositionen Lindholms beim Publikum an, wie das wunderschöne “Spring Cruise” oder der facettenreiche “Indian Summer”, mit dem Lindholm sein Talent als Songschreiber offenbart. Dass er mit Fug und Recht Bandleader ist, aber den anderen Musikern gerne Raum gibt, beweist er dem Publikum gleich mit zwei “Überraschungen”. So gibt er dem Mannheimer Jazz-Schlagzeuger Julian Losigkeit, der ihm für das Konzert diverse Schlagzeug-Accessoires ausgeliehen hat, die Gelegenheit, dessen wunderschöne Eigenkomposition “Heading Home” dem Publikum persönlich vorzuspielen. Das kommt ebenso gut an wie ein langes Piano-Solo von Jan Gunnar Hoff mit einer ausgefeilten und zunächst sachte dahinschwebenden Komposition, die am Ende immer durchdringender wird und mit den meisten Applaus des Abends findet.

Stehender Beifall gebührt am Ende dem kompletten Trio für einen außergewöhnlichen Auftritt, der gezeigt hat, dass im Jazz die Möglichkeiten nie enden. Dass diese immer wieder auch zu genussvollen Ergebnissen führen, wenn sie auf so originelle Art und von solchen Allround-Künstlern dargeboten werden, haben Carsten Lindholm und seine Mitmusiker bewiesen.

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